CHECK-Newsletter 2/2022:
Zur Strategie der Finanzmärkte 2022
Wie die Finanzindustrie geopolitischen Krisen trotzt und sich Megatrends durchsetzen
Systemkonkurrenz als Booster für Digitalisierung und Biotechnologie
Eine politökonomische Einordnung

3 Volkswirte-Vollprofis Felix Herrmann (CFA Aramea Asset Management), Carsten Mumm (Chefvolkswirt, Privatbank DONNER & RAUSCHEL) sowie Urgestein Folker Hellmeyer (Ex Volkswirt Bremer Landesbank)  haben auf der virtuellen PUNICA-Road -Show am 08.02.2022 für die Finanzmärkte 2022 kluge Thesen zu den Auswirkungen beim Zins, der Inflation (Lohn-Preis-Spirale), den Aktienmärkten, der Konjunktur, der globalen Lieferkrisen und der Übernachfrage nach Arbeitskräften eloquent abgewogen: Fazit: Inflation Ja, Krise Nein!

Ein Krieg für die Anerkennung
Folker Hellmeyer lag m.E. mit seinem Pathos für positive Konjunkturaussichten trotz Inflation angesichts einer Übernachfrage nach Gütern und Dienstleistungen im Prinzip richtig, allerdings mit der Einschränkung, dass seine Hoffnung einer waffenfreien Konfliktlösung in Osteuropa Wunschdenken bleiben wird. https://www.rnd.de/politik/russland-experte-knickt-putin-jetzt-ein-verliert-er-sein-gesicht-PJXGDEG5RRAPXKYEXAUNJJVWIU.html
Fazit: Russland kann nicht ohne Gesichtsverlust aus dem Konflikt aussteigen (seine Armeeaufmärsche würden ansonsten zu einer Art Papiertiger und Zeichen der Schwäche qualifiziert). Obwohl Putin nicht die wirtschaftliche Stärke hat, auf Augenhöhe mit dem Westen zu verhandeln, versucht er, den Westen militärisch an den Verhandlungstisch zu seinen Bedinungen zu zwingen.

Mission impossible
Aber selbst wenn Putin bewiesen hat, dass er es „kann“: was dann? Die politische und vor allem die ökonomische Rendite des Einsatzes seiner hochgerüsteten Armee kann nur negativ sein. Denn schon die Sowjetunion ist an dem Viel-Völker-Staatsgebilde mit enormen Subventionen seiner Satellitenstaaten (Energie, Infrastruktur) faktisch gescheitert/pleite gegangen, wie seinerzeit die DDR (der eigentliche Grund der Wiedervereinigung).  Die Kosten einer breit angelegten Invasion sind aktuell noch viel höher. https://www.rnd.de/politik/russland-sanktionen-welche-moeglichkeiten-haben-die-usa-und-die-eu-noch-WA5IZJP6LUS5TLJVYEOABKMUHA.html

Staatsräson: Selbsternennung zur Weltmacht
Putin hat faktisch keine politische Option, die ihm der Westen, vor allem die USA, offen lässt. Die Herabsetzung Russlands zur Mittelmacht (Einschätzung Obama) und die Überlegenheit, defacto alle wirtschaftlichen Trümpfe in der Hand zu haben, schließt ein Nachgeben des Westens aus. Die Systemkonkurrenz hat die Sowjets und erst recht Russland in die Knie gezwungen. Die Sowjetunion musste diesen Wettbewerb einstellen und den Ostblock auflösen. Seitdem ist die Weltherrschaft der USA faktisch unangefochten. Sowohl die sozialistische Produktivität als die Produktqualität der Gebrauchsgüter reicht nicht annähernd an die des Westens heran. Zudem schafft es der Westen im Gegensatz zu Russland aus der Rüstungsindustrie ein sehr profitables Geschäft zu machen. Die Rüstungsumsätze des Westens zeigen, dass der Konkurrenzkampf auch auf dem Gebiet der Rüstung verloren wurde. Warum sollte daher ausgerechnet der unangefochtene Champion USA einem Zweitligaspieler einen Platz in der Champions League der Weltmacht Nr. 1 einräumen? https://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-krise-obama-verspottet-russland-als-regionalmacht-a-960715.html.

Territoriale Eroberungen = Zeichen der Schwäche
In der Tat sind, so Obama, territoriale Eroberungen eher ein Zeichen von Schwäche als von Stärke. Die Strategie des Zugriffs auf die Ressourcen konkurrierender Länder mit ökonomischen Mitteln geht wesentlich effektiver, so Obama, zum Beispiel durch Asymmetrie der überlegenen Handelsmacht  USA zu den schwächeren Staaten. Den Export wertvoller Ressourcen (Rohstoffe, Lebensmittel, einfache Produkte) der wirtschaftlich schwächeren Staaten in die entwickelten Märkte mit hoher Produktivität, wo auch die höchsten Renditen erwirtschaftet werden, besorgen diese Länder schon von sich aus (z. B. durch Dumpingpreise beim russischen Gas). Sie brauchen Devisen! Und zwar den US-Dollar! Die Unterwerfung unter die vom Westen geprägten Regeln des Marktes genügt, um von diesen Ländern (ohne Invasion!) profitieren zu können.

10 % Draw Down - vorübergehend
Selbst wenn die Finanzmärkte bei einem Einmarsch vorübergehend verunsichert werden und es zu Schocks mit vorübergehenden Liefer- und Rohstoffengpässen kommt, werden die Megatrends tragenden Branchen wieder Tritt fassen und die Ausfälle einpreisen. https://www.handelsblatt.com/finanzen/anlagestrategie/trends/ukrainekonflikt-wenn-russland-ernst-macht-wie-reagiert-die-boerse/28059850.html?ticket=ST-13345767-cGHvWx3j3YMU6SGV24va-ap4
Geopolitische Krisen haben die Börsen selten nachhaltig beeindruckt, auch wenn die drohende Liquiditätsverknappung der FED den Draw Down der Aktienmärkte zeitweise befeuern wird.
https://www.dasinvestment.com/geopolitische-krisen-allein-loesen-keinen-us-baerenmarkt-aus/?page=2

Territoriale Expanion - die Rendite der Russenarmee
Die Allianz Russland, China und jetzt auch dank zahlreicher Wirtschaftskooperationen inkl. Indien will dem Westen die uneingeschränkte Dominanz – politisch – militärisch – wirtschaftlich – streitig machen. Dafür wird sich Russland unterhalb einer wohlkalkulierten territorialen Schmerzgrenze ein weiteres Stück Ukraine sichern (Landdurchgang zur Krim). Weniger um dort weitere Stellungskriege zu initiieren und finanzieren, als vielmehr, um dem Westen zu zeigen, dass er es mit dem Wunsch nach Augenhöhe ernst meint (auch China will Augenhöhe und hat in Honkong schon mal gezeigt, was es von Verträgen mit dem Westen hält, wenn es um Chinas geopolitische Interessen geht).

Symbolische Echauffierung
Während die Finanzmärkte dieses Szenario nach einer Übergangsfrist einpreisen werden, wird der Westen nach einer Phase der Echauffierung über den Bruch internationaler Regeln zu einer „pragmatisierten Demütigung“ übergehen. Zum Beispiel zu einem im Rahmen eines neuerlich selbst initiierten „Normandieformat 2.0“ betroffenschwangere Gespräche führen und für die westliche Öffentlichkeit Gesichtswahrung betreiben. „Wenigstens habe man … (z. B. eine Kompletteroberung) verhindert und rede (wieder) miteinander…“.

Pragmatischer Umgang mit Russland – schwaches Europa
Biden stellt sicher, dass das Kräftemessen auf keinen Fall auf seinem Territorium stattfindet und geht mit ein paar symbolischen Waffenlieferungen als moralischer Sieger vom Platz (schließlich haben die Europäer ihre Probleme nicht geregelt). Europa geht geschwächt aus diesem Prozess hervor, aber auch Putin, der einen Teil des US-Biden-Jobs gegen China insofern macht, als er selbst Russland politisch schwächt (und damit die Allianz China und deren Vasallen). Denn ein offenes Geheimnis ist auch, dass Russland keinen Krieg länger durchhalten kann. Wie ein Krieg mit Russland aussehen würde | Linke Zeitung. Der Krieg Russlands wird schnell und entschlossen geführt werden, wenn er „überzeugen“ soll! Und zwar als Drohung gegen alle Anrainerstaaten Russlands. Trotz dieser Demonstration der Stärke sind die langfristigen Kosten dieser Aktion enorm. Ukraine-Krise: Kann sich Russland einen Krieg mit der Ukraine leisten? (wiwo.de). Denn den USA bleibt langfristig keine andere Option, als die NATO tatsächlich gegen Russland einzusetzen oder selbst aktiv zu werden. Diese Schwächung Russlands, das alle seiner Ressourcen in diesen „Überzeugungskrieg“ stecken zu müssen glaubt, trifft indirekt auch China, das mit seiner Immobilienblase mehr als nur ein temporäres Finanzierungsproblem hat. Marcel Fratzscher meint sogar (HB von 08.02.22), dass China ein erster Dominostein einer globalen Finanzkrise werden könnte.

Unversöhnliche Systemkonkurrenz
Das staatskapitalistische und das liberalkapitalistische System stehen sich unversöhnlich gegenüber.-Der Staatskapitalismus behält sich vor, die Regeln des Marktes seiner Staatsdoktrin unterwerfen zu können, wen er dies politisch für opportun hält. Der liberale Kapitalismus setzt auf frei vereinbarte Handelsregeln und das Recht auf die Reichtümer fremder Nationen mit Kapital auf Arbeitskräfte und Ressourcen nach den Regeln des frei konkurrierenden Marktes zugreifen zu dürfen und fordert dafür staatliche Garantien. Daher kann Putin grundsätzlich damit rechnen, dass der Westen an Eroberungskriegen grundsätzlich nicht interessiert ist. Das widerspricht dem liberalen Profitmaximierungsprinzip mit frei vereinbarten Produktions- Erwerbs- und Arbeitsverträgen. Was für den Westen die weltweite Freiheit der Kapitalakkumulation bedeutet , das ist für den Osten Hegemonie und Zugriff auf ihre Ressourcen zu ihrem Nachteil.

„Wir sch… auf die Sanktionen des Westens“
Lawrow benannte den Krisendialog des Westens mit dem Osten in London unlängst als „taub und stumm“! Daher gibt es in dieser Grundsatzfrage folgerichtig nichts, worauf sich die Antagonisten einigen könnten. Sich für den liberalen Kapitalismus zu öffnen, bedeutet für den Osten, die Macht an die internationalen Kapitalströme abzugeben und deren Verteidigungslinien vor ihren Grenzen zu akzeptieren. Und damit müsste der Osten auch auf willkürliche Eingriffe in den Markt, die Preise, die Währungen, die internationalen Handelsregeln verzichten. Faktisch ein Systemwechsel! Das es dazu nicht kommen wird, trotz massiver Sanktionsdrohungen, hat ein Russlandbotschafter anlässlich eines Interviews in Schweden unmissverständlich deutlich gemacht: "Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber wir scheißen auf die Sanktionen des Westens."

Wahrscheinlichkeit eines Ukrainkriegs aus militärwirtschaftlichen Gründen
Die ehemalige US-Abgeordnete Tulsi Gabbard meinte in einem Russia Today-Interview, gepostet am 13.02.2022, die USA und die NATO wollen, dass Moskau angreift, damit sie "drakonische" Sanktionen verhängen und den militärisch-industriellen Komplex noch reicher machen können. In Wirklichkeit wolle die NATO die Ukraine nicht. Das berichten auch andere, nichtrussische Quellen. US-Präsident Joe Biden und seine NATO-Verbündeten könnten ganz einfach einen Krieg in der Ukraine verhindern. Aber sie würden es lieber sehen, wenn Russland einmarschiert, um damit harte Sanktionen gegen Moskau rechtfertigen zu können und einen Kalten Krieg auszulösen, mit dem sich viel Geld verdienen lässt. Das sagte die ehemalige Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard am Freitag in einem Interview mit Tucker Carlson auf Fox News. Gabbard, eine Veteranin des Irakkriegs, die 2020 erfolglos auf dem Nominierungskongress der Demokraten kandidierte, traf diese Aussagen, während die Biden-Regierung und US-Medien weiter einen "unmittelbar bevorstehenden" russischen Angriff auf die Ukraine beschwören. "Das zementiert diesen Kalten Krieg," sagte sie in dem Interview.

Faktor Waffenindustrie
Die USA und ihre Verbündeten könnten einen bewaffneten Konflikt verhindern, indem sie zusichern, dass die Ukraine nicht der NATO beitreten darf, so Gabbard. Es sei "höchst unwahrscheinlich", dass Kiew je als NATO-Mitglied akzeptiert würde; dass die Führer der Allianz sich weigern, etwas zu versprechen, was längst Wirklichkeit sei, zeige, dass sie keinen Frieden wollten, fügte die Demokratin aus Hawaii hinzu. "Der militärisch-industrielle Komplex fängt an, tonnenweise mehr Geld zu machen, als sie damit verdient haben, Al-Kaida zu bekämpfen oder Waffen an Al-Kaida zu liefern. Und wer bezahlt den Preis? Das amerikanische Volk zahlt den Preis, das ukrainische Volk zahlt den Preis, das russische Volk zahlt den Preis. Das untergräbt unsere eigene nationale Sicherheit, aber der militärisch-industrielle Komplex, der so viele unserer Politiker kontrolliert, gewinnt, und sie rennen auf die Bank."

Titaniceffekt: Krieg als letzte Option
Aus dem Irakkrieg haben die Russen vorgeführt bekommen, wie man eine Armee in wenigen Tagen vernichtet. Ihre technische Effizienz führt die russische Armee zurzeit eindrucksvoll vor. Russland hat sich angeblich seit einem Jahr auf diesen Waffengang vorbereitet, die NATO nicht. Biden hat nur noch drei Optionen in der Ukraine-Krise, und keine davon ist für ihn angenehm | Linke Zeitung. Gleichwohl wird sich die USA – wenn es sein muss - auf einen langfristigen Stellvertreterkrieg einstellen und die nationalen Kräfte der Ukraine stärken. Daraus resultiert ein Partisanenkampf gegen die Russen, der auf Dauer das Putinsystem wirtschaftlich, politisch und militärisch schwächt. Will Putin den Krieg? Das sagt Russland-Experte Mangott - Welt | heute.at

US-Deal mit Russland
Für die USA ist die Schwächung Europas insofern von Vorteil, als Bidens voraussichtlicher Nachfolger Trump sich schon für neuerliche Deals mit Putin warm läuft (Trump in einem Tweet vor wenigen Tagen zu Putins Schachzug: „.. wie genial ist das denn…“, Ankerkennen, sich rufen lassen, Einmarschieren) und die China-Russland-Allianz damit zu schwächen versucht, dass er an Putin Angebote machen wird, zu denen dieser nicht Nein sagen kann (z. B. einen NATO-Teil-Rückzug für eine gemeinsame Front gegen China!). Zumal er mit Selenzkyj noch ein Huhn zu rupfen hat. Außerdem überlässt er die lästigen Europäer ihrem „wohlverdienten“ Struggle, sich zu einigen, einen nie endenden wollenden eurozentrieten NATO-Russland-China-Kurs zu finden. Dieser wird regelmäßig daran scheitern, dass Russland und China davon überzeugt sind, „…dass Amerika und der Westen China niemals freiwillig mehr Einfluss auf internationaler Ebene einräumen werden.“ Aus: „Stiftung Wissenschaft und Politik, SWP Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit“, Studie 2020.

Ostperspektive: Menschrechtseinforderung = Hegemonialkurs
Demnach würde die Rolle eines »responsible stakeholder« (die sich als Illusion erwiesen hat), wie sie erstmals 2005 der damalige US-Vizeaußenminister Robert Zoellick von Peking einforderte, in erster Linie den Hegemonialanspruch Amerikas stärken – nicht aber der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas zugutekommen und schon gar nicht dem politischen Aufstieg des Landes. Ohnehin deutet man es in der Volksrepublik als Hegemonialdiskurs, wenn der Westen für eine liberale Weltordnung und die universale Geltung der Menschenrechte eintritt.“ (ebd. SWP)

Putins Ukraine ist Xis Taiwan
„…Mittlerweile hat China in Zahlen die größte Kriegsmarine der Welt – was auf Absichten schließen lässt, aber wenig über Fähigkeiten aussagt.43 Die chinesische Marine verfügt über mehr als 300 Kriegsschiffe, während die Zahl der Schiffe der US Navy mit weltweiten Einsatzaufgaben in den letzten Jahren zwischen 270 und 290 lag. Nun soll Chinas Flotte weiter modernisiert und zu Einsätzen auf hoher See befähigt werden. Fraglich ist indes, ob sie schon bald nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ der US-Marine ebenbürtig sein wird; dazu müssten Aufrüstung, Ausbildung und Übungsbetrieb wie bisher fortgesetzt werden. Erst lange nach Abschluss der chinesischen Rüstungsvorhaben 2035 dürfte China auf hoher See und im komplexen Betrieb von Flugzeugträger-gruppen mit den USA gleichziehen.“ (ebd. SWP)

Von der Geopolitik unbeeinflusst: Megatrends Biotechnologie und Digitalisierung
An den Megatrends, zum Beispiel der Biotechnologie zur Life Science und der Digitalisierung der Schlüsselbranchen in Industrie, Dienstleistungen, Militär und der gesamten Verwaltung in Staat und Wirtschaft, wird die russisch-chinesische Expansionspolitik nichts ändern. https://www.ey.com/de_de/reframe-your-future/unternehmen-zukunft-diese-7-megatrends-veraendern-die-welt - weit ausschlaggebender sind Mikrobiome = Mikroorganismen als Problemlöser der Welternährung, des Klimawandels und der landwirtschaftlichen Produktivität. Und die synthetische Biologie, die das Gesundheitswesen und die Nutzpflanzenzucht revolutionieren wird (Gentherapien, Nutzpflanzenoptimierung). https://www.ey.com/de_de/reframe-your-future/unternehmen-zukunft-diese-7-megatrends-veraendern-die-welt

Klasse vor Masse
Auf diesem Gebiet sind Russland und China bestenfalls Mittelmächte! Trotz waffenstrotzender Rüstungsarsenale. Fakt ist: „Auf der Rangliste der acht umsatzstärksten Rüstungsunternehmen der Welt belegen US-amerikanische Firmen die Plätze eins bis fünf. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI). Zusammengerechnet erwirtschaften diese Unternehmen rund drei Viertel des gesamten Umsatzes der Top-8-Unternehmen.“ (Statista 06.12.2021). Fazit: damit ist die „Augenhöhe“ Putins und Xis mit den USA/der NATO  obsolet! Allen Beteuerungen zum Trotz! Auch wenn z.B. China in der Patentrangliste inzwischen weit oben steht. Die Qualität dieser Patente reicht nicht annähernd an die des Westens heran. https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2020/heft/9/beitrag/weltklassepatente-das-gold-der-wissensoekonomie.html

Überlegenheit durch KI in der Militärtechnologie
„Das Pentagon will zeitnah mithilfe künstlicher Intelligenz militärische Schlachtfelder initiieren, möglichst als Alleinstellungsmerkmal der USA: -Verteidigungsminister James Mattis hatte Präsident Donald Trump daher gebeten, eine nationale KI-Strategie aufzulegen und dem Militär dabei eine besondere Rolle zuzuweisen. Er befürchtet nämlich, dass die USA mit dem ambitionierten Förderplänen Künstlicher Intelligenz anderer Länder wie China oder der Europäischen Union nicht mithalten können. Matthies soll auch den früheren US-Außenminister Henry Kissinger mit den Worten zitiert haben, eine KI Kommission unter Führung des Weißen Hauses einzurichten sei. Eine solche solle für den nötigen landesweiten Antrieb sorgen und sicherstellen, die USA nicht nur im Verteidigung Sektor führend bleibt, sondern auch bei der breiteren Transformation der Conditio Humana. Militärberater hatten nämlich darauf hingewiesen, dass KI das technologische Feld der Kriegsführung massiv verändern werde.“ Aus: „Der Wettlauf um die Digitalisierung“, Kai Lukas, SCHÄFFER POESCHEL, 2020

USA-Überlegenheit auch im Megatrend Biotechnologie
Während die USA über USD 100 Mrd. für Forschung und Entwicklung im Bereich Biotechnologie ausgeben, sind es in Deutschland trotz Verdoppelung in den letzten Jahren gerade mal ca. EUR 3 Mrd. Anteilig müssten es im US-Vergleich ca. EUR 20 Mrd. sein….Daher wird der Standort USA Vorreiter bei aktuellen und kommenden Konjunkturzyklen in diesem Segment führend bleiben. Die Produktivität ist in einigen Regionen so hoch, dass ein Einkommen von TUSD 400 p. a. gerade noch als „Mittelstand“ durchgeht. Denn dort wo die Produktivität im Verhältnis zu den Kapitalkosten am höchsten ist, werden auch die höchsten Kapitalrenditen erzielt. Beispiel BioTech-Hotspots USA: dank maximaler Spezialisierung und zugleich höchstmöglicher Skaleneffekte (Großräume Boston und San Franzisco). Kapital/Venture Capital/Immobiliennachfrage/Firmengründungen werden dort wie von Magneten angezogen. (gut dokumentiert in der Life Science-Studie Deutsche Finance Group mit dem Handelsblatt vom 01.03.2021).

Biotechnologie als Katalysator globaler Nachhaltigkeitsstrategien
Der Life-Science-Boom hat das Zeug zu einem Megatrend in dem es gelingt, „gesteigerte Visibilität für Biotechnologie in der Gesellschaft aktiver zu nutzen“ und das Arsenal an Möglichkeiten aufzuzeigen, „die Biotechnologie nicht nur als Lösungsanbieter für die Pandemie oder generell in der Medizin bietet, sondern auch für viele weitere Bereiche mit ebenso prekären Problemstellungen: Umweltverschmutzung und biotechnischer Abbau von Plastik und anderen Problemstoffen, Klimakatastrophe und biotechnische Umwandlung des Klimakillers CO2 in Biomasse, Energienotstand mit fossilen Brennstoffen, Wasserstoffgewinnung mit biotechnisch modifizierten Mikroalgen etc.“ (Biotech am Tipping Point: In welche Richtung entwickelt sich der Sektor nach der Pandemie? Deutscher Biotechnologie-Report 2021)

Erhebliche Konsequenzen für den gesamten Pharmamarkt
„Therapiegebiete wie die Onkologie sind in erreichbare Nähe gerückt und durch die Zahlungsströme aus dem Vakzingeschäft können diese Technologieplattformen über die nötigen finanziellen Mittel verfügen, um innovative Technologie in anderen Therapiebereichen konsequent weiterzuentwickeln. Hier ist ein sehr bedeutender Einfluss auf den gesamten „Biologics“-Markt, wie mRNA für Antikörper und therapeutische Proteine als Medikamente, zu erwarten. Dies bedeutet erhebliche Konsequenzen für den gesamten Biotech- und Pharma-Markt und seine Lieferketten, was bereits bei der derzeitigen Impfstoffproduktion und -verteilung zu beobachten ist. Der Aufbau leistungsfähiger Impfstoffproduktionsstätten und sich daran anschließender neuer Lieferketten bedeutet für die mRNA-Technologie in anderen Indikationsbereichen eine grundlegende Investitionsbasis, auf die diese neue Technologie erfolgreich aufbauen kann. Die Marktpräsenz von Biotech-Unternehmen im Pharma-Markt, die bisher von Big-Biotech-Firmen wie Genentech und Amgen angeführt wurde, wird stark ansteigen.“ (ebd. EY-Report 21) https://www.ey.com/de_de/reframe-your-future/unternehmen-zukunft-diese-7-megatrends-veraendern-die-welt

Gewerbeimmobilien: flexible Labor-Büros
„Eine weitere Erkenntnis aus der Krise ist, dass Technologieplattformen gegenüber Produktentwicklern eine wichtige strategische Stärke aufweisen — nämlich auf unvorhergesehene Ereignisse wie die Corona-Krise schnell reagieren zu können. Dazu sind moderne, nachhaltig-konstruierte, flexibel und kurzwegig an die Forschungs- und Arbeitserfordernisse anpassbare Büros Effizienzsteigerungsfaktoren und damit klassischen Büros überlegen. Reine Produktgesellschaften haben zwar einen klareren Fokus, aber eben als entscheidende Schwäche, dass ihr Wohl und Wehe an dem eingeschlagenen Weg für das einmal in der Entwicklung befindliche Produkt hängt.“ (ebd. EY-Report 21). Ein Problem vieler MIG-Fonds!

Diversifikation auch Im BioTech-Segment = Erfolgsstrategie
Es werden also die Unternehmen weiterhin reüssieren, die breit aufgestellt ihre ursprünglichen Programme mit mRNA-Techniken und -Strategien auf die gesamte Medikamenten- und Therapieforschung multipler Krankheiten ausdehnen können (individualisierbare Krebsmedikationen), und diese aus ihren Ante-Corona-Programmen wegen Corona nicht abgebrochen haben (Beispiel BionTech, Moderna). „Für andere Biotech-Unternehmen sieht die Lage nicht so positiv aus. Insbesondere für diejenigen, die aus laufenden Forschungsprogrammen auf COVID-19-Forschung umgeschwenkt sind oder zusätzlich COVID-19-Forschung ins Programm aufgenommen haben, kann das zu einem doppelten Risiko werden: Bei mehr als 446 therapeutischen Wirkstoffen, an denen weltweit geforscht wird, und rund 240 Vakzinen in der Entwicklung werden die meisten Investitionen in diese Richtung ins Leere gehen….“ (ebd. EY-Report 21).

Börsengänge im BioTech-Mainstream USA, nicht Europa:
„Auch wenn wir in der letzten Zeit nach einer mehrjährigen Durststrecke (in Deutschland) wieder ein paar Börsengänge gesehen haben, finden sie jetzt doch fast immer in den USA statt, wo es ein im Gegensatz zu Deutschland gut funktionierendes Kapitalmarktökosystem mit sehr vielen institutionellen Investoren, die in Biotech investieren, und sehr viel mehr Biotech-Analysten gibt und wo in der Regel sehr viel mehr Geld eingeworben werden kann. … Zur Erinnerung: Für die Beschleunigung der Corona-Impfstoffentwicklung und -produktion hat die Bundesregierung allein 2020 rund 1 Mrd. € investiert. In den USA waren es übrigens für die Operation „Warp
Speed“ schon mehr als 12 Mrd. US$“ (ebd. EY-Report 21)

Systemkonkurrenz als Booster für die fortschrittlichsten Technologien und Standorte
Die Systemkonflikte WEST/OST und ihre Abwehrstrategien lösen einen darwinismusähnlichen Existenz- und Verdrängungswettbewerb aus. Dieser bewirkt einen unerwartet beschleunigten Wettlauf um die der effizientesten Technologien (inkl. der darauf beruhenden militärischen Kapazitäten). Schlüsseltechnologien wie die Biotechnologie spielen dabei eine wachsend bedeutsame Rolle. Und dort, wo Wissen und Forschung bereits in geballter, 100-fach durch die erfolgreichsten und innovativsten Unternehmen angesiedelt sind, wie neben Kalifornien vor allem der Raum Bosten/Cambridge, wird 2022 ein konkurrenzlos hohes Wachstum stattfinden.

HH 24.02.2022

Unternehmensanalyse Stephan Appel 

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